SIBO-Ernährung: Was essen bei einer Dünndarmfehlbesiedlung?

Katharina von Gadow, zertifizierte Ernährungsberaterin VFED e.V

12. September 2025

Eine Dünndarmfehlbesiedlung beeinträchtig das Leben von Betroffenen stark. Ihre Gedanken kreisen oft nur noch ums Essen: Was vertrage ich noch? Kann ich mich mit Freunden und Familie verabreden, oder durchkreuzen die Verdauungsbeschwerden wieder meine Pläne?

Doch es gibt Hilfe. Eine Dünndarmfehlbesiedlung lässt sich behandeln. Medikamente sind zwar teuer und werden meist nicht von der Krankenkasse bezahlt. Doch auch mit der richtigen Ernährung können Sie Ihre Beschwerden deutlich lindern, so dass Medikamente nicht immer zwingend nötig sind.

Wie entsteht eine Dünndarmfehlbesiedlung?

Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung, auch SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) genannt, wandern Bakterien aus dem Dickdarm hoch in den Dünndarm, wo sie nicht hingehören.

Im Dickdarm sind viele Bakterien wichtig. Sie helfen, unverdauliche Stoffe zu zerlegen. Im Dünndarm hingegen ist die Bakterienanzahl normalerweise gering. Seine Aufgabe ist es, die Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile aufzuspalten und die Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe in den Blutkreislauf zu geben.

Was nicht verwertet wird, wird vom Dünndarm weiter in den Dickdarm transportiert. Eine Klappe sorgt dafür, dass der Transport nur in eine Richtung geht und keine Bakterien vom Dickdarm in den Dünndarm gelangen. Auch die Darmschleimhaut und ein starkes Immunsystem schützen normalerweise vor einer Fehlbesiedlung.

Bei SIBO versagen diese Schutzmechanismen. Das passiert zum Beispiel, wenn die Klappe nicht mehr richtig schließt, wenn zu wenig Magensäure produziert wird oder wenn die Darmbewegung gestört ist.

Wenn Dickdarmbakterien in den Dünndarm gelangen, beginnen sie dort, die Nahrung vorzeitig zu zersetzen. Dabei entstehen Gase, die Blähungen, Bauchschmerzen und Völlegefühl auslösen. Zusätzlich bedienen sich die Bakterien an den Nährstoffen und Vitaminen, die dem Körper dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Das kann zu Mangelerscheinungen führen.

Typische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung sind:

  • Starke Blähungen, die oft nach dem Essen auftreten
  • Völlegefühl
  • Durchfall oder Verstopfung
  • Bauchkrämpfe
  • Übelkeit
  • Müdigkeit und Erschöpfung

Viele SIBO-Patient:innen erhalten vorschnell die Diagnose Reizdarm, weil die Beschwerden sehr ähnlich sind. Doch im Gegensatz zum Reizdarm hat die Dünndarmfehlbesiedlung eine organische Ursache und kann mit Medikamenten und einer Ernährungsumstellung therapiert werden. 

Die Diagnose erfolgt durch einen Wasserstoff-Atemtest beim Facharzt. Wasserstoff entsteht, wenn Dickdarmbakterien im Dünndarm aktiv sind. Er verteilt sich im Körper und wird ausgeatmet. Zusätzlich prüft man, ob Sie ein erhöhtes Risiko für eine Dünndarmfehlbesiedlung haben, zum Beispiel durch Medikamente, Operationen oder Erkrankungen.

Idealerweise führt der Arzt eine Atemgasanalyse durch, die nicht nur auf Wasserstoff, sondern auch auf Methan testet. Denn hinter den Verdauungsbeschwerden könnte neben SIBO auch die Erkrankung IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth) stecken. 

Dabei vermehren sich im Darm Mikroorganismen, die Methan bilden und ähnliche Symptome wie bei SIBO auslösen. IMO wird diagnostiziert, wenn der Atemtest eine hohe Konzentration an Methan anzeigt. 

Behandlung einer Dünndarmfehlbesiedlung

Eine Dünndarmfehlbesiedlung ist heilbar. Um sie zu behandeln, können Medikamente eingesetzt werden. Meist verschreibt der Arzt ein Antibiotikum zusammen mit einem Probiotikum. In Deutschland zahlt die Krankenkasse die Medikamente bei einer Dünndarmfehlbesiedlung bislang noch nicht. Die Kosten müssen selbst übernommen werden und belaufen sich auf 400 und 1000 Euro.

Meist lassen sich die Beschwerden aber auch durch eine Ernährungsumstellung deutlich lindern, sodass Medikamente nicht immer zwingend nötig sind. Ziel dabei ist es, die Bakterien im Dünndarm auszuhungern und so die Dünndarmfehlbesiedlung wegzubekommen.

SIBO-Diät: Diese Ernährung hilft bei Dünndarmfehlbesiedlung

Um den Bakterien im Dünndarm die Nahrung zu entziehen und Ihre Anzahl zu verringern, hält man sich für einige Wochen an eine strikte Auslass-Diät, die sogenannte Low-FODMAP-Diät. Dabei verzichtet man auf fermentierbare, kurzkettige Kohlenhydrate (FODMAPs).

Unter anderem werden zuckerhaltige Lebensmittel und Brot, Nudeln und bestimmte Ballaststoffe gemieden. Auch schwer verdauliche Kohlenhydrate, die in Weizen, Hülsenfrüchten, Milchprodukten und in Obst und Gemüse stecken, stehen auf der zeitlich begrenzten Verbotsliste. Denn diese Stoffe dienen den Dickdarmbakterien im Dünndarm als ideales Futter und verursachen dort Gase, Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall.

Die Low-FODMAP-Diät wird maximal sechs bis acht Wochen durchgeführt und gliedert sich in drei Phasen:

  1. Auslassphase: In den ersten zwei Wochen reduziert man FODMAP-reiche Lebensmittel drastisch oder meidet sie vollständig. Man hält sich dabei an einen strikten Ernährungsplan mit nur wenig erlaubten Lebensmitteln.
  2. Aufbauphase: In den nächsten zwei Wochen fügt man schrittweise wieder einzelne Lebensmittel hinzu, um die persönliche Verträglichkeit zu testen.
  3. Erhaltungsphase: In den letzten zwei Wochen erweitert man die Auswahl der Lebensmittel weiter, bis ein individueller, gut verträglicher und nährstoffreicher Ernährungsplan entsteht.

Risiken der Low-FODMAP-Diät

Die strenge Low-FODMAP-Diät schränkt stark ein und eignet sich nicht als dauerhafte Ernährungsform. Sie dient nur als kurzfristige Maßnahme, die höchstens sechs bis acht Wochen dauern sollte, um die Bakterien auszuhungern.

Da die Lebensmittelauswahl stark eingeschränkt wird, wird der Körper nicht mit ausreichend Nährstoffen versorgt. Das kann zu Mangelerscheinungen führen und das Darmmikrobiom schwächen. Folgen sind unter anderem Müdigkeit, Schwäche, Muskelschwund und ein geschwächtes Immunsystem.

Führen Sie die SIBO-Diät nicht auf eigene Faust durch, sondern lassen Sie sich von einer Ernährungsfachkraft begleiten. Ziel ist es, schrittweise wieder eine abwechslungsreiche Ernährung aufzubauen, die Sie mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt.

Ernährungsberateerin Bonn Katharina Von Gadow(1)

Brauchen Sie Unterstützung bei Ihrer Ernährung mit Dünndarmfehlbesiedlung? 

Plagen Sie Verdauungsprobleme und nichts scheint zu helfen? Kreisen Ihre Gedanken ständig ums Essen und die Frage, was Sie noch vertragen und was nicht?

In einer persönlichen Ernährungsberatung – in Bonn oder flexibel online – helfe ich Ihnen, Ihre Beschwerden endlich zu lindern.

Mehr über die Ernährungsberatung bei SIBO erfahren

Welche Lebensmittel darf man bei einer Dünndarmfehlbesiedlung essen?

Im Internet finden sich zahlreiche Listen mit FODMAP-reichen und FODMAP-armen Lebensmitteln. Diese Listen bieten Orientierung, doch jeder reagiert unterschiedlich.

In meiner Arbeit als Ernährungstherapeutin erlebe ich oft, dass einige SIBO-Patient:innen manche FODMAP-reichere Lebensmittel vertragen und andere gar nicht. Ein Ernährungstagebuch hilft herauszufinden, welche Lebensmittel bei Ihnen Beschwerden auslösen.

Empfohlene Lebensmittel bei Dünndarmfehlbesiedlung:

  • Leicht verdauliches Gemüse wie Aubergine, Brokkoli, Fenchel, Zucchini, Karotten, Spinat, Paprika und Tomaten
  • Obst wie Himbeeren, Blaubeeren, Orangen und Zitronen
  • Getreide wie Mais, Hafer, Buchweizen und Hirse
  • Magere, eiweißreiche Produkte wie Huhn, Fisch, Eier
  • Antientzündliche Lebensmittel mit Omega-3 wie Fisch, Nüsse oder Samen
  • Gesunde Fette, zum Beispiel Oliven-, Raps- oder Leinöl

Lebensmittel, die Sie bei einer Dünndarmfehlbesiedlung meiden sollten

  • Kurzkettige Kohlenhydrate wie Nudeln, Weißbrot und Reis
  • Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Mangos, Pfirsiche, Trockenfrüchte
  • Blähendes Gemüse wie Zwiebeln, Knoblauch und Kohlarten
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen
  • Zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten
  • Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kimchi, Brottrunk oder eingelegtes Gemüse
  • Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel wie Wurst oder Aufschnitt

Weitere Tipps, die bei Dünndarmfehlbesiedlung helfen

Nicht nur Ihre Ernährung, sondern auch Ihre Lebensgewohnheiten haben einen großen Einfluss auf Ihren Darm. Insbesondere Bewegungsmangel und Stress können Ihre Symptome verschlimmern. Neben der SIBO-Diät empfehle ich darum immer auch die folgenden Tipps:

  • Bewegen sie sich regelmäßig
  • Reduzieren Sie Stress und nutzen Sie für Sie passende Entspannungstechniken. Auch Atemübungen oder eine Akupressurmatte können helfen
  • Verzichten Sie auf Alkohol, Kaffee, Kaugummis und häufiges Lutschen von Bonbons
  • Kauen Sie gründlich, bevor Sie schlucken. Wenn Sie zu hastig essen, muss der Magen mehr Magensäure produzieren. 
  • Schlafen Sie ausreichend und versuchen Sie, zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu essen. Trinken Sie in dieser Zeit nur stilles Wasser oder ungesüßten Kräutertee, aber keinen Früchtetee.
  • Nehmen Sie Nahrungsergänzungsmittel nur bei nachgewiesenem Mangel, am besten als Tabletten oder Kapseln. 

Fazit: SIBO-Diät bei Dünndarmfehlbesiedlung

Die SIBO-Diät kann Ihre Beschwerden bei einer Dünndarmfehlbesiedlung lindern. Dabei wird vorübergehend auf FODMAP-reiche-Lebensmittel verzichtet, um den Bakterien im Dünndarm die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Anschließend werden schrittweise wieder mehr Lebensmittel eingeführt.

Wichtig: Diese Diät ist keine Dauerlösung. Eine zu lange Anwendung kann zu einem Nährstoffmangel führen. Deshalb sollte sie nur für begrenzte Zeit und unter fachlicher Anleitung erfolgen.

Low-FODMAP-Lebensmittellisten helfen, verträgliche von unverträglichen Lebensmitteln zu unterscheiden. Doch jeder Mensch reagiert anders. Finden Sie heraus, was Ihnen guttut, und halten Sie Ihre Erfahrungen in einem Ernährungstagebuch fest. Lassen Sie sich dabei von einer Ernährungstherapie unterstützen.

Neben der Ernährung helfen Bewegung und Stressreduktion, Ihren Darm zu beruhigen und Ihre Beschwerden zu lindern. So können Sie wieder aktiv am Leben teilnehmen, verlieren die Angst vor dem Essen und können wieder unbeschwert genießen.

Lesen Sie hier: So helfen Probiotika bei Reizdarm-Beschwerden

Quellenangaben

Für die Erstellung dieses Beitrags wurden die folgenden Studien und Quellen genutzt.

Katharina Von Gadow Bonn

Über die Autorin

Katharina von Gadow ist zertifizierte Ernährungstherapeutin VFED e.V., studierte Ernährungswissenschaftlerin B.Sc. und ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin. In ihrer Praxis in Bonn und per Online-Beratung unterstützt sie Menschen mit Krebs, Darmerkrankungen oder gynäkologischen Erkrankungen dabei, mit der richtigen Ernährung Beschwerden zu lindern.

Ihr Wissen zu Ernährung teilt sie in ihrem Blog und regelmäßig bei Vorträgen in Tumorzentren, Kliniken und an Gesundheitstagen. Katharina von Gadow ist Mitglied des Verbandes für Ernährung und Diätetik (VFED e.V), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Partnerin der Krebsberatungsstelle Tumorzentrum Bonn sowie des Onko-Sportzentrums Bonn Rhein-Sieg.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Artikel