Können Probiotika bei Reizdarm helfen?

Katharina von Gadow, zertifizierte Ernährungsberaterin VFED e.V

24. September 2025

Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom greifen zu Probiotika aus der Drogerie oder Apotheke. Grundsätzlich eine gute Idee, denn Probiotika können helfen, Beschwerden bei einem Reizdarm zu lindern. Doch ein ungeeignetes Präparat kann auch das Gegenteil bewirken und Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen verstärken.

Beim Reizdarm ist das Gleichgewicht im Darm gestört. Das Mikrobiom ist individuell verändert, und nicht jedes Probiotikum hilft jedem. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Probiotika das Darmgleichgewicht wiederherstellen können und wie Sie das passende Produkt finden.

Was ist ein Reizdarm?

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine Störung der Funktion des Darms, die länger als drei Monate anhält. Typische Symptome sind Blähungen, Durchfall, Verstopfungen und krampfartige Bauchschmerzen, die oft nach dem Essen auftreten. Manchmal produziert der Darm zudem zu viel Histamin, was zusätzliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Hautreaktionen auslösen kann.

Die Reizdarm-Symptome können so stark sein, dass sie den Alltag von Betroffenen stark einschränken. Viele haben bereits zahlreiche medizinische Untersuchungen hinter sich, bevor ihnen die Diagnose gestellt wird. Meist, weil keine organische Ursache gefunden wurde.

Die Beschwerden des Reizdarmsyndroms sind real und nicht eingebildet. Stress und psychische Belastungen können die Krankheit jedoch begünstigen und die Symptome verschlimmern. Eine Ernährungsumstellung, der vorübergehende Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und Probiotika helfen, die Symptome zu lindern.

Hinter Beschwerden wie Verstopfung, Durchfall und Blähungen kann neben Reizdarm auch eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO/IMO) stecken. Viele Betroffene erhalten vorschnell die Diagnose Reizdarm, obwohl tatsächlich SIBO oder IMO die Ursache ist. In diesem Blogbeitrag lesen Sie, wie Sie eine Dünndarmfehlbesiedlung erkennen und welche Ernährung dagegen hilft.

So helfen Probiotika bei Reizdarm

Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom ist die Zusammensetzung der Bakterien im Darm – das Mikrobiom – oft anders als bei gesunden Personen. Probiotika können das Gleichgewicht wiederherstellen und die Darmflora stärken.

Probiotika sind lebende, nützliche Bakterien und Hefen wie Bifidobakterien, Laktobazillen oder spezielle E. coli-Stämme. Sie kommen unter anderem in Lebensmitteln wie Joghurt, Buttermilch, Brottrunk oder Sauerteig vor. Zusätzlich gibt es hochdosierte Probiotika-Präparate in Form von Kapseln, Tabletten oder Pulver, die meist rezeptfrei erhältlich sind.

Probiotika fördern das Mikrobiom, indem sie gute Bakterien vermehren und schädliche Keime verdrängen. Sie bremsen das übermäßige Wachstum von Bakterien im Dünndarm, verhindern, dass krankmachende Keime sich an der Darmwand festsetzen, und blockieren deren Eindringen in den Körper. Außerdem lindern sie Entzündungen im Darm und stärken das Immunsystem.

Studien belegen, dass Probiotika bei Reizdarm-Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung deutlich verringern können. Der Erfolg hängt jedoch stark vom gewählten Bakterienstamm, der Dosierung und der Dauer der Einnahme ab.

Bevor Sie eine Therapie mit Probiotika beginnen, sollten Sie aber immer zuerst Ihre Flora und Ihr Mikrobiom durch eine Stuhlprobe analysieren lassen, um herauszufinden, welche Probiotika Ihnen wirklich helfen.

Welche Probiotika helfen bei Reizdarm?

Jeder Mensch hat ein einzigartiges Mikrobiom, ähnlich wie seinen Fingerabdruck. Deshalb unterscheiden sich die Probiotika-Empfehlungen von Person zu Person. Ein ganz neu entdecktes Analyseverfahren, der sogenannte Mikrobolom-Test, liefert dabei entscheidende Erkenntnisse.

Bisher konnte man in Stuhlproben nur feststellen, welche Bakterien im Darm leben, nicht aber, was sie dort bewirken. Die Mikrobolom-Analyse zeigt, ob Bakterien Giftstoffe (Toxine) produzieren oder warum sich schädliche Gallensäuren ansammeln, die die Darmwand schädigen.

So lassen sich die Ursachen von Reizdarmbeschwerden besser verstehen. Auf dieser Grundlage kann man dann gezielt entscheiden, welche Probiotika sinnvoll sind. Etwa um die Darmwand zu stärken, Gifte zu neutralisieren oder krankmachende Keime zu verdrängen.

Bei einem Reizdarm sollte man also nicht wahllos zu irgendeinem Probiotika-Produkt greifen. Zuerst sollte man das eigene Mikrobiom durch eine Stuhlprobe analysieren lassen. Dabei wird unter anderem angeschaut: Wie ist die Zusammensetzung der Laktobazillen? Wie gut nimmt der Darm Nährstoffe auf? Gibt es zu viele Pilzstämme? Ist die Darmschleimhaut durchlässig oder entzündet?

Auf Basis der Ergebnisse kann eine Fachperson dann ein für Sie passendes Probiotikum mit den richtigen Bakterienstämmen und der optimalen Dosierung empfehlen. Wer auf eigene Faust ein ungeeignetes Produkt einnimmt, riskiert, das Darmgleichgewicht weiter zu stören und schlimmstenfalls unerwünschte Keime und Bakterienstämme zu fördern. Zudem sind nicht alle frei verkäuflichen Probiotika-Produkte qualitativ hochwertig. Lassen Sie sich daher vor Beginn einer Probiotika-Therapie von einer Fachperson beraten.

Ernährungsberateerin Bonn Katharina Von Gadow(1)

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Wie lange dauert es, bis Probiotika bei Reizdarm wirken?

Probiotika wirken nicht sofort wie ein Medikament. Der Darm braucht Zeit, um das Gleichgewicht der Bakterien wiederherzustellen. In der Regel sollte man Probiotika daher mindestens drei bis sechs Monate lang einnehmen, um eine spürbare Verbesserung zu erzielen.

Wann sollte man Probiotika einnehmen?

Oft wird empfohlen, Probiotika morgens auf nüchternen Magen einzunehmen. Je nach Produkt kann es aber auch sinnvoll sein, sie vor, während oder zwischen den Mahlzeiten einzunehmen. Lesen Sie darum stets die Packungsbeilage oder folgen Sie den Empfehlungen Ihrer behandelnden Fachperson.

Kann die Einnahme von Probiotika schaden?

Probiotika sind meist gut verträglich und es sind bisher nur wenige Nebenwirkungen bekannt. Manche Menschen bekommen jedoch vorübergehend stärkere Blähungen, Bauchschmerzen oder andere Verdauungsprobleme. Diese sogenannte Erstverschlimmerung tritt meist in den ersten Tagen auf und verschwindet von selbst.

In seltenen Fällen entstehen durch eine übermäßige Einnahme von Probiotika schädliche Stoffe im Körper. Das geschieht vor allem dann, wenn die falschen Bakterienstämme eingenommen werden, die nicht zur individuellen Darmflora passen.

Fazit: So helfen Probiotika bei Reizdarm

Ein Reizdarm kann den Alltag stark beeinträchtigen und Betroffene belasten. Doch mit der richtigen Unterstützung lassen sich die Beschwerden oft deutlich mildern. Eine angepasste Ernährung und Probiotika können helfen, das Darmgleichgewicht wiederherzustellen und Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall zu lindern.

Wichtig ist jedoch, das passende Präparat zu wählen. Das geschieht nach einer individuellen Mikrobiom-Analyse und in Absprache mit einer Fachperson.

Wenn Sie Ihr Mikrobiom analysieren lassen möchten, um das passende Probiotikum zu finden oder lernen möchten, wie Sie Ihre Ernährung bei Reizdarm optimal anpassen, empfiehlt sich eine persönliche Ernährungsberatung. So finden Sie eine Behandlung, die genau zu Ihnen passt.

Quellenangaben

Katharina Von Gadow Bonn

Über die Autorin

Katharina von Gadow ist zertifizierte Ernährungstherapeutin VFED e.V., studierte Ernährungswissenschaftlerin B.Sc. und ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin. In ihrer Praxis in Bonn und per Online-Beratung unterstützt sie Menschen mit Krebs, Darmerkrankungen oder gynäkologischen Erkrankungen dabei, mit der richtigen Ernährung Beschwerden zu lindern.

Ihr Wissen zu Ernährung teilt sie in ihrem Blog und regelmäßig bei Vorträgen in Tumorzentren, Kliniken und an Gesundheitstagen. Katharina von Gadow ist Mitglied des Verbandes für Ernährung und Diätetik (VFED e.V), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Partnerin der Krebsberatungsstelle Tumorzentrum Bonn sowie des Onko-Sportzentrums Bonn Rhein-Sieg.

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